Zur Früherkennung und Vorbeugung berufs- oder arbeitsplatzbedingter Erkrankungen dienen die arbeitsmedizinischen Vorsorgen nach Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV).
Vorsorgen werden vorgeschrieben bei:
Belastungen durch Gefahrstoffe nach Gefahrenstoffverordnung (GefStoffV)
Gefährlicher Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen nach Biostoffverordnung (BioStoffV)
Arbeiten im Bereich Gentechnik nach Gentechnik-Sicherheitsverordnung (GenTSV)
Bei Lärm- und Vibrationen am Arbeitsplatz nach Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung
Einer Belastung durch ionisierende Strahlen nach den Bestimmungen der Röntgenverordnung (RöV) und der Strahlenschutzverordnung StrlSchV
Die ArbMedVV regelt im Detail, bei welchen Gefährdungen arbeitsmedizinische Vorsorgen durchzuführen oder anzubieten sind.
Für Personen, die quarzhaltigen Stäuben verstärkt ausgesetzt sind, z.B. im Bergbau oder in der Stein-, Bau- oder keramischen Industrie. Zielt auf die Prävention chronischer Lungenerkrankungen ab.
Für Personen, die bei Abbruch- oder Sanierungsarbeiten Asbestfaserstaub ausgesetzt sind. Zielt auf die Früherkennung von Lungenerkrankungen und Krebs ab. Zusätzliche Vorsorge für Atemschutzgeräte nötig.
Für Personen, die keramikfaserhaltigen Stäuben, durch z.B. Aluminiumsilikatwollen ausgesetzt sind. Fokussiert auf die Prävention von Lungenerkrankungen und Krebs. Zusätzliche Vorsorge für das Tragen von Atemschutzgeräten erforderlich.
Für Personen mit regelmäßiger Exposition gegenüber hohen Staubkonzentrationen am Arbeitsplatz. Zielt auf die Prävention von Lungenerkrankungen ab. Bei Bedarf zusätzliche Vorsorge für Atemschutzgeräte.
Für Personen, die mit Blei oder Bleiverbindungen arbeiten, z.B. beim Umgang mit bleihaltigen Farben oder beim Schweißen. Zielt auf die Früherkennung von Blutbildstörungen, Nervensystemschäden und Gefäßerkrankungen ab.
Für Personen mit Kontakt zu Bleialkylen, z.B. bei der Handhabung von bleihaltigen Kraftstoffen oder der Wartung von Tankanlagen. Fokussiert auf die Früherkennung von Magen-Darm-Problemen, Kreislaufstörungen und psychischen Veränderungen.
Für Personen, die Schwefelkohlenstoff ausgesetzt sind, z.B. in der Viskoseherstellung oder Fettextraktion. Zielt auf die Früherkennung von Nervensystem- und Gefäßschäden sowie psychischer Veränderungen ab.
Für Personen, die Kohlenmonoxid ausgesetzt sind, z.B. bei Verbrennungsprozessen oder in Bereichen mit Abgasen. Fokussiert auf die Früherkennung von Vergiftungssymptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel und Herzproblemen.
Für Personen mit beruflichem Kontakt zu Benzol, z.B. bei der Handhabung von Kraftstoffen oder der Tankreinigung. Zielt auf die Früherkennung von Schädigungen des blutbildenden Systems und Blutkrebs ab.
Für Personen mit Kontakt zu Quecksilber, z.B. in der Elektrotechnik oder bei der Arbeit mit speziellen Messgeräten. Fokussiert auf die Früherkennung von Schleimhautentzündungen, Nieren- und Nervensystemschäden.
Für Personen mit Exposition gegenüber Schwefelwasserstoff, z.B. in der Abwasserbehandlung oder in bestimmten Industriezweigen. Zielt auf die Früherkennung von Atemwegsreizungen, Herz-Kreislauf- und Nervensystemstörungen ab.
Für Personen, die Trichlorethen und ähnlichen Stoffen ausgesetzt sind, z.B. in der Reinigung oder Entfettung. Fokussiert auf die Früherkennung von Leber- und Nierenschäden sowie anderen gesundheitlichen Auswirkungen.
Chrom-VI-Verbindungen sind teilweise in Anstrichstoffen enthalten, eine Exposition kann u.a. beim Schweißen chromhaltiger Verbindungen bestehen, in der Galvanik werden Chromsäurebäder verwendet. Chrom-VI-Verbindungen reizen u.a. die Haut und Schleimhäute, sie führen zu schlecht heilenden „Chromatgeschwüren“. Vor allem aber sind sie krebserzeugend (Bronchialkrebs), die Entwicklung einer chronischen Bronchitis ist möglich.
Für Personen, die erhöhter künstlicher optischer Strahlung ausgesetzt sind, zum Beispiel in Holz- und Metallbetrieben. Fokussiert auf die Früherkennung von Augenschäden und anderen Strahlungsfolgen bei Arbeit mit Schweißlichtbögen, UV-Strahlern oder starken Lichtquellen.
Für Personen, die hohen Lärmpegeln am Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Zielt auf die Früherkennung von Hörschäden ab. Pflichtvorsorge ab 85 dB(A), Angebotsvorsorge ab 80 dB(A) für einen 8-Stunden-Arbeitstag.
Für Personen, die in sehr kalten Umgebungen (unter -25°C) arbeiten. Fokussiert auf die Prävention und Früherkennung von kältebedingten Gesundheitsproblemen wie Erfrierungen, Atemwegsbeschwerden oder Verschlimmerung bestehender Erkrankungen.
Für Personen, die Gefahrstoffe einatmen könnten, die Atemwegserkrankungen verursachen. Zielt auf die Früherkennung von allergischen, irritativen oder toxischen Reaktionen der Atemwege ab. Umfasst Lungenfunktionstests.
Für Personen mit erhöhtem Risiko für berufliche Hauterkrankungen, z.B. durch Feuchtarbeit, Handschuhtragen oder Kontakt mit hautreizenden Stoffen. Fokussiert auf die Früherkennung und Prävention von Hautproblemen.
Für Personen, die regelmäßig Atemschutzgeräte tragen (mehr als 30 Minuten pro Tag). Umfasst umfangreiche Tests zur Sicherstellung der körperlichen Eignung für das Tragen von Atemschutz, einschließlich Lungen-, Herz- und Kreislauffunktion.
Für Personen, die mit Isocyanaten arbeiten, besonders wenn Grenzwerte nicht eingehalten werden können. Fokussiert auf die Früherkennung von Atemwegs- und Lungenerkrankungen sowie allergischen Reaktionen. Umfasst Lungen- und Herzfunktionstests.
Für Personen, die mit den Lösemitteln Toluol oder Xylol arbeiten. Zielt auf die Früherkennung von Vergiftungserscheinungen und Organschäden ab. Umfasst Blut- und Urintests zur Überprüfung der Lösemittelbelastung.
Für Personen, die bei Temperaturen ab 35°C arbeiten, z.B. an Hochöfen oder in Gießereien. Fokussiert auf die Prävention hitzebedingter Gesundheitsprobleme. Berücksichtigt auch Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und körperliche Belastung.
Für Taucher und Druckluftarbeiter, die erhöhtem Druck ausgesetzt sind. Umfasst umfangreiche Untersuchungen zur Sicherstellung der körperlichen Eignung für Arbeiten unter Überdruck, einschließlich Lungen-, Herz- und Sinnesfunktionen.
Für Personen, die mit Cadmium arbeiten. Zielt auf die Früherkennung von Lungen-, Nieren- und Knochenschäden ab. Umfasst Lungenfunktionstests und Laboruntersuchungen zur Überprüfung der Cadmiumbelastung im Körper.
Für Personen, die mit aromatischen Nitro- oder Aminoverbindungen arbeiten, besonders in der Farbstoff-, Explosivstoff- oder Gummiindustrie. Fokussiert auf die Früherkennung von Blutbildveränderungen, Leberschäden und anderen toxischen Effekten.
Für Personen, die mit Fluor oder seinen anorganischen Verbindungen arbeiten, z.B. in der Glas-, Keramik- oder Aluminiumindustrie. Zielt auf die Früherkennung von Lungen- und Knochenschäden ab. Besonders wichtig bei Schweißarbeiten mit fluoridhaltigen Materialien.
Für Personen, die in tropischen oder subtropischen Regionen arbeiten. Fokussiert auf die Prävention von reisebedingten Gesundheitsrisiken, einschließlich Infektionskrankheiten und klimatischen Belastungen. Umfasst spezifische Impfungen und Beratungen.
Für Personen, die mit Vinylchlorid arbeiten, besonders in der Herstellung und Verarbeitung von PVC. Zielt auf die Früherkennung von Leberschäden und anderen toxischen Effekten ab. Wichtig bei Überschreitung von Grenzwerten oder Hautkontakt.
Für Personen mit umfangreicher Bildschirmarbeit. Fokussiert auf die Früherkennung von Sehstörungen und ergonomischen Problemen. Regelmäßige Angebote für Bildschirmarbeitende, Wunschvorsorge für gelegentliche Nutzende. Umfasst verschiedene Sehtests.
Für Personen, die mit Nickel oder seinen Verbindungen arbeiten, z.B. in der Metallverarbeitung oder Galvanik. Zielt auf die Früherkennung von Atemwegserkrankungen, Allergien und möglichen Krebserkrankungen ab. Besonders wichtig bei Pulverform oder Schweißarbeiten.
Für Personen, die Schweißarbeiten durchführen. Fokussiert auf die Früherkennung von Atemwegserkrankungen und Lungenschäden. Pflichtvorsorge bei Überschreitung bestimmter Grenzwerte, ansonsten Angebotsvorsorge. Umfasst Lungenfunktionstests.
Für Personen, die mit krebserzeugenden Stoffen der Kategorien 1A und 1B arbeiten. Zielt auf die Früherkennung von Krebserkrankungen und anderen gesundheitlichen Auswirkungen ab. Umfasst spezifische Untersuchungen je nach Art der karzinogenen Stoffe.
Für Personen mit erhöhtem Risiko für beruflichen Kontakt mit Infektionserregern. Fokussiert auf die Prävention und Früherkennung von Infektionskrankheiten. Umfasst spezifische Untersuchungen und ggf. Impfungen je nach Art der Infektionsgefährdung.
Für Personen, die mit dem Lösemittel Styrol arbeiten. Zielt auf die Früherkennung von Nervensystem- und Atemwegsschäden ab. Umfasst Biomonitoring zur Überprüfung der Styrolbelastung im Körper und einen Lungenfunktionstest.
Für Personen mit erhöhter körperlicher Belastung des Muskel-Skelett-Systems. Fokussiert auf die Prävention und Früherkennung von Erkrankungen des Bewegungsapparats. Besonders wichtig bei Tätigkeiten mit schweren Lasten oder sich wiederholenden Bewegungen.
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Welche Arten von Vorsorgen gibt es?
In der Arbeitsmedizinischen Verordnung (ArbMedVV) werden Vorsorgen in drei Arten aufgeteilt:
Pflichtvorsorgen
Pflichtvorsorgen sind arbeitsmedizinische Vorsorgen, die bei besonders gefährdenden Tätigkeiten zu veranlassen sind [§2 (3) ArbMedVV]. Sie sind Voraussetzung für eine Beschäftigung.
Angebotsvorsorgen
Angebotsvorsorgen sind arbeitsmedizinische Vorsorgen, die bei bestimmten gefährdenden Tätigkeiten den Beschäftigten anzubieten sind [§2 (4) ArbMedVV].
Wunschvorsorgen
Wunschvorsorgen sind arbeitsmedizinische Vorsorgen, die der Arbeitgeber den Beschäftigten nach §11 ArbSchG zu ermöglichen hat [§2 (5) ArbMedVV].
Gibt es eine „Vorsorgeuntersuchung“ im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge?
Umgangssprachlich wird die arbeitsmedizinische Vorsorge häufig als „Vorsorgeuntersuchung“ bezeichnet, unterscheidet sich jedoch grundlegend von der Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt. Während der Hausarzt in erster Linie den allgemeinen Gesundheitszustand prüft, zielt die arbeitsmedizinische Vorsorge auf den Schutz und die Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz ab.
Die arbeitsmedizinische Vorsorge nach der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) hat primär beratenden Charakter. Sie dient dazu, Beschäftigte über mögliche Gesundheitsgefahren und Belastungen an ihrem Arbeitsplatz aufzuklären. Dabei stehen sowohl die Prävention als auch der Erhalt der Arbeitsfähigkeit im Mittelpunkt. Falls die Beschäftigten einverstanden sind, können im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung auch gezielte medizinische Untersuchungen durchgeführt werden, die spezifisch auf die jeweilige Tätigkeit und die damit verbundenen Risiken abgestimmt sind.
Wie unterscheidet sich die Vorsorge von der Eignungsuntersuchung?
Während die arbeitsmedizinische Vorsorge der Prävention und Beratung dient, zielt die Untersuchung der Eignung darauf ab, festzustellen, ob jemand gesundheitlich in der Lage ist, bestimmte Aufgaben sicher zu erfüllen. Vorsorgen sind in der Regel freiwillig (außer bei Pflichtvorsorgen), während die Eignungsuntersuchungen oft verpflichtend sind, wenn besondere Anforderungen oder Risiken im Job bestehen.
Eine Liste aller vorgeschriebenen Untersuchungen und weitere Informationen finden Sie auf unserer separaten Seite zum Thema Eignungsuntersuchungen.
Die Vorsorgebescheinigung
Nach der Teilnahme an einer arbeitsmedizinischen Vorsorge muss für die Beschäftigten eine Vorsorgebescheinigung ausgestellt werden. Diese Bescheinigung enthält Informationen über die Beschäftigten sowie den Arbeitgebenden, den Zeitpunkt und Anlass der Vorsorge, das Datum der nächsten empfohlenen Vorsorge und die Unterschrift der Ärztin / des Arztes. Mehrere Anlässe können zusammengefasst werden, sofern sie bei einem Termin durchgeführt wurden.
Wichtiger Hinweis: Eine Kombination mit Bescheinigungen für Eignungsuntersuchungen ist unzulässig.